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Interview mit Jens Wischmann und Designer Michael Schmidt

Von: - Planungswelten,

Wohin entwickeln sich die Trends im Bad eigentlich? Und was muss ich bei der Planung eines neuen Bades besonders beachten? Wir haben nachgefragt – und zwar nicht irgendwo, sondern gleich auf der Weltleitmesse Erlebniswelt Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik, Erneuerbare Energien – der ISH 2015.

Hier hatten wir die Gelegenheit uns mit Jens Wischmann, dem Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V., kurz VDS, und dem Produktdesigner Michael Schmidt über Badplanung, Trendthemen und das perfekte Versteck für die Badewanne auszutauschen.

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planungswelten:
Eben schon haben wir erfahren, dass ein durchschnittliches Bad etwa 20 Jahre lang hält – da ist eine gründliche Planung und Erforschung der eigenen Wünsche natürlich besonders wichtig. Worauf muss man bei der Auswahl eines neuen Bades oder aber im Falle einer Renovierung besonders achten? Und wo gehen da die Trends hin?

Jens Wischmann:
Auf jeden Fall ein Trend: Das Bad wird wohnlicher – das sehen wir auch hier auf der ISH. Ob das die Anmutung der Badmöbel betrifft, ob es die Materialien sind – es wird viel mit warmen Materialien gearbeitet, beispielsweise Oberflächen, die besonders angenehm sind. Und deshalb kommt es bei der Gestaltung eines modernen Bades darauf an, einen Fachmann hinzuzuziehen, der nicht nur die baulichen Gegebenheiten ganz gut einschätzen kann, sondern zusammen mit dem Kunden sein Nutzerverhalten analysiert und dann ein Bad aus diesem Dschungel der Produkte zusammenstellt.

Und in der Tat, die neuen Produkte, die wir sehen, stehen für Komfort und wohnliche Aspekte: Beispielsweise das Thema Elektronik im Bad – möchte ich vielleicht einen Badezimmerspiegel mit Fernsehfunktion oder eine Steuerung per App, möchte ich das Thema Hygiene anhand eines Dusch-WCs optimieren, möchte ich das Thema Private-Spa, also eine richtige Wohlfühloase mit Dampfdusche oder mit einer Sauna im Bad? Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie nie, doch der eigentliche Wohlfühl-Aspekt erschließt sich letztendlich durch die individuelle Anpassung an den Nutzer.

© VDS

planungswelten:
Gerade, wenn man ein Badezimmer ganz nach den persönlichen Wünschen gestaltet, ist es also besonders wichtig, sich im Vorhinein genau Gedanken zu machen, insbesondere was die Zukunft betrifft. Das Thema altersgerechte Bäder rückt ja mehr und mehr in den Fokus – mit bodengleichen Duschen und Sitzmöglichkeiten in der Dusche – ist das ein Trend der bestehen bleibt?

Jens Wischmann
Das ist eine Veränderung, die sich in den letzten Jahren sicherlich zugespitzt hat. Aus Befragungen wissen wir, dass über 70 Prozent der Bundesbürger ihr jetziges Bad nicht für altersgerecht halten. Auf die Frage: „Was ist das wichtigste in einem neuen Bad“ steht die Alterstauglichkeit an Nummer 1. Das Bewusstsein der Bevölkerung ist angesichts des demografischen Wandels unheimlich fokussiert auf dieses Thema und es wird das Bad in seiner Gesamtheit beeinflussen. Deshalb haben wir ja auch zusammen mit der Bundesbauministerin die Aktion barrierefreies Bad ins Leben gerufen, um eben diesem Themenkomplex zum Durchbruch zu verhelfen. Dabei möchten wir uns nicht nur auf Haltegriffe beschränken, sondern wirklich deutlich zeigen: Ein Bad kann sich dem Benutzer anpassen.

Komfortaspekte, sind in der „Jugend“ des Benutzers natürlich wichtig – aber ganz besonders im Alter. Schließlich kann das Bad erheblich dazu beitragen, dass ich mich wohlfühle, dass ich im Alter selbstbestimmt mein Leben kann. Und die vielen Produkte, die vielen Anwendungen, die wir hier auf der Messe sehen, zeigen, dass das in jedem Wohnumfeld möglich ist.

© Design: Michael Schmidt - Bild: Falper

planungswelten:
Wohnlichkeit und Komfort zählen also zu den absoluten Trendthemen im Badbereich – wie äußert sich dies im Bereich Design?

Michael Schmidt:
Das Thema Wohnlichkeit und das Spiel mit den Materialien sind sicherlich die wichtigsten Themen derzeit. Für die großen Hersteller wird es daher, meiner Meinung nach, noch viel wichtiger das Bad ganzheitlich zu betrachten, um einfach diese Komplexität des zunehmend größer werdenden Bades und den sehr diversifizierten Nutzeranforderungen gerecht zu werden. Daher muss man häufig ganze Serien von der Badewanne über die Toilette, Waschbecken, Möbel – also die komplette Badezimmereinrichtung durchgestalten, sodass diese architektonisch harmonieren. Das war bis vor vier oder fünf Jahren noch nicht so – da gab es sehr viele singuläre Lösungen.

Ebenfalls im Fokus im Bereich Design sind multifunktionale Produkte, die für jede Generation eine optimale Lösung bieten.

© Design: Michael Schmidt - Bild: Falper

planungswelten
Ein wahrer Komfortaspekt im Bad ist ja für viele ganz klar die Badewanne – und wir haben nun auch schon einige Konzepte gesehen, in denen die Badewanne nicht mehr der wuchtige Klotz im Bad ist, sondern dass es auch hier immer minimalistischer wird. Wie sehen Sie das?

Michael Schmidt:
Gerade im Sinne der besagten Wohnlichkeit im Bad, gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine Badewanne harmonisch in die Badezimmereinrichtung zu integrieren. Sie ist nun einmal das größte Volumen im Bad – sie geht immerhin vom Boden bis etwa 55 Zentimeter über den Boden – da gilt es, verschiedene Gestaltungsvarianten zu kreieren. Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze – ich habe für einen italienischen Hersteller zum Beispiel Möbel vor die Wanne gestellt, oder ein Regal integriert. Oder die Badewanne wird so konzipiert, dass sie in einer Nische verschwindet.

Eine andere Möglichkeit ist es, die Wanne ganz klar zu zeigen und sie zum Beispiel zu einem tischähnlichen Objekt zu gestalten. Da gibt es unterschiedliche Designansätze.

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