Konstruktionsprinzip eines Pfettendach

Von: - Planungswelten,

Pfettendächer eignen sich besonders für kompliziertere Dachformen mit Giebeln, Gauben oder Dachfenstern. Seinen Namen hat das Pfettendach von den waagerechten Balken, genannt Pfetten, auf welchen die Dachsparren aufliegen. Neben Pfettendächern gibt es auch noch sogenannte Sparrendächer, welche jedoch nur begrenzt Häuser überspannen können. Im Folgenden erläutern wir Ihnen ausführlich das Konstruktionsprinzip eines Pfettendaches und informieren Sie über Vor- und Nachteile von Pfettendächern.

 

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Die Konstruktion eines Pfettendaches

Ein Pfettendach ist eine besondere Konstruktionsart eines sogenannten Sattel- oder auch Giebeldaches. Ein Satteldach ist eine, in kühleren Regionen verbreitete, Dachform, für die zwei entgegengesetzt geneigte Dachflächen, die sich am höchsten waagerechten Punkt – dem Dachfirst – treffen, charakteristisch sind.

Liegt einem Satteldach das Konstruktionsprinzip eines Pfettendaches zugrunde, so liegen die Dachsparren (auch Rofen genannt), die von der Traufe hoch zum Dachfirst gerichtet verlaufen und die Dachhaut samt Dachdeckung tragen, auf sogenannten Dachpfetten auf. Die Sparren sind mittels 2 bis 4 cm tiefen Klauen (oder Kerven) an den Pfetten befestigt. Die Pfetten tragen einerseits die waagerecht wirkenden Kräfte der Dachlast und leiten andererseits die senkrecht wirkenden Kräfte weiter auf die Dachstiele, die das Dach schließlich in letzter Instanz abstützen und stabilisieren.

Aufgrund der Tatsache, dass die Pfetten die waagerecht wirkende Last des Daches tragen und die senkrecht wirkenden Kräfte über die Dachstiele abstützen, sind die beiden Dachflächenhälften praktisch statisch voneinander unabhängig. Bei einem Pfettendach ist demnach keine Spannungsverbindung zwischen den Dachhälften erforderlich, die das Dach zusammenhält – wie es beispielsweise bei einem Sparren- oder einem Kehlbalkendach der Fall ist. Stattdessen können hier die Rofen der einen Dachfläche auch versetzt zu den Rofen der anderen Dachhälfte liegen.

Was macht ein gutes Pfettendach aus?

Ein gutes Pfettendach zeichnet sich durch mehrere Merkmale aus, die für eine optimale Funktion und Langlebigkeit sorgen:

  1. Ausreichende Dachneigung: Ein gutes Pfettendach hat eine ausreichende Dachneigung, um das Wasser schnell und effizient abfließen zu lassen und somit Schäden am Dach und an der Dachkonstruktion zu vermeiden.
  2. Robuste und langlebige Materialien: Ein gutes Pfettendach verwendet Materialien von hoher Qualität und Langlebigkeit, um eine lange Lebensdauer und Beständigkeit gegenüber Witterungseinflüssen wie Wind und Regen zu gewährleisten.
  3. Fachgerechte Konstruktion: Ein gutes Pfettendach wird von erfahrenen und qualifizierten Handwerkern fachgerecht konstruiert, um eine sichere und stabile Struktur zu gewährleisten.
  4. Ausreichende Belüftung: Ein gutes Pfettendach verfügt über ausreichende Belüftung, um Feuchtigkeit und Schimmelbildung zu vermeiden und eine gute Luftzirkulation im Dachraum zu gewährleisten.
  5. Effektive Wärmedämmung: Ein gutes Pfettendach verfügt über eine effektive Wärmedämmung, um Energieverluste zu minimieren und eine angenehme Raumtemperatur im Dachgeschoss zu gewährleisten.
  6. Optimaler Holzschutz: Ein gutes Pfettendach wird mit einem effektiven Holzschutz behandelt, um das Holz vor Schäden durch Feuchtigkeit, Schimmel und Insektenbefall zu schützen.
  7. Sorgfältige Planung: Ein gutes Pfettendach wird sorgfältig geplant, um eine optimale Raumnutzung und eine harmonische Gestaltung des Dachraums zu ermöglichen.

Durch die Berücksichtigung dieser Merkmale können Bauherren sicherstellen, dass ihr Pfettendach stabil, sicher und langlebig ist und ihren Anforderungen entspricht.

Die Vorteile eines Pfettendaches

  1. Stabile und robuste Konstruktion: Pfettendächer sind aufgrund ihrer Holzkonstruktion sehr stabil und robust. Sie können hohe Schneelasten und starke Windböen problemlos standhalten.
  2. Geringere Kosten: Pfettendächer sind im Vergleich zu anderen Dachkonstruktionen wie beispielsweise einem Satteldach in der Regel günstiger.
  3. Bessere Raumnutzung: Durch den Einsatz von Pfetten anstatt von Sparren lässt sich der Dachraum besser nutzen, da keine störenden Sparren den Raum unterteilen.
  4. Flexibilität bei der Gestaltung: Durch die Verwendung von Pfetten lässt sich die Dachform flexibler gestalten und an die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen anpassen. So sind zum Beispiel Dachüberstände durch eine simple Verlängerung der Rofen über die Dachtraufe hinaus ohne Weiteres machbar. Auch große Dachöffnungen für Dachfenster oder Dachgrauben, die mehrere Sparren überbrücken, sind bei einem Pfettendach im Gegensatz zu einem Sparren- oder Kehlbalkendach kein Problem. Dank der Dachpfetten, die die Dachlast auf horizontaler Ebene verteilen und die durch die Stiele vertikal abgestützt werden, sind auch größere Dach-Spannweiten bei einem sehr geringen Risiko hinsichtlich Verformungen oder Durchbiegungen realisierbar.
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Die Nachteile eines Pfettendaches

  1. Aufwendigere Konstruktion: Im Vergleich zu anderen Dachkonstruktionen ist die Konstruktion eines Pfettendachs aufwendiger und erfordert mehr Erfahrung und Fachwissen.
  2. Höherer Holzbedarf: Aufgrund der größeren Anzahl von Hölzern, die bei einem Pfettendach benötigt werden, ist der Holzbedarf insgesamt höher.
  3. Höhere Dachneigung: Ein Pfettendach erfordert in der Regel eine höhere Dachneigung als andere Dachkonstruktionen, um das Wasser schnell abzuführen. Dies kann in manchen Fällen zu einer ungewünschten Dachform führen.
  4. Schwierigere Wärmedämmung: Aufgrund der komplexen Dachkonstruktion kann die Wärmedämmung eines Pfettendachs schwieriger und aufwendiger sein als bei anderen Dachtypen.
  5. Gestalterische Einschränkungen: Die Dachstützen und Stiele im Inneren des Dachstuhls sind möglicherweise designtechnisch ein Dorn im Auge oder aber ein Hindernis, wenn es um Einrichtungsfragen geht, da sie Platz wegnehmen. Werden die Balken jedoch von Anfang an in die Raumplanung einbezogen, können sie den Wohnraum optisch durchaus verschönern.

3 verschiedenen Arten von Pfettendächern

  • 1. Pfettendächer mit einfach stehendem Dachstuhl: Hier dient vor allem die Firstpfette und daneben die Fußpfette als Auflagepunkte der Sparren. Die Firstpfette wird wiederum durch eine Reihe Stützbalken im Inneren des Dachstuhls getragen, auf die mittels der Kopfbänder die senkrecht auf die Pfetten wirkenden Kräfte weitergeleitet werden.
    (Kopfbänder sind kurze Balken, die im 45° Winkel die Pfetten mit den Stützen beziehungsweise den sogenannten Stielen verbinden.)
  • 2. Pfettendächer mit zweifach stehendem Dachstuhl: Als Auflagefläche für die Dachsparren dienen bei dieser Variante die Fuß- und die Mittelpfette. Auf die Firstpfette kann hier verzichtet werden. Von den beiden Mittelpfetten abgehend stützen zwei Reihen von Dachstielen das Dach ab.
  • 3. Pfettendächer mit dreifach stehendem Dachstuhl: Ein dreifachstehender Dachstuhl wird dementsprechend von drei Reihen Dachstielen getragen und verfügt folglich über First-, Mittel- und Fußpfetten, wobei die Firstpfette ebenso wie die zwei Mittelpfetten jeweils auf einer Reihe Balken aufliegen, sodass sich in der Summe drei Reihen Dachstützen ergeben.
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Übrigens – die besagten Stiele sind vor allem in ausgebauten Dachstühlen oftmals ein schöner Blickfang und sorgen für einen gemütlich-rustikalen Touch.

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Die Geschichte des Pfettendaches

Das Pfettendach ist eine Art von Dachkonstruktion, die in Europa seit dem Mittelalter verwendet wird.
Im Laufe der Zeit wurde das Pfettendach weiterentwickelt und an verschiedene Bauweisen angepasst. Im Barock und Rokoko wurden zum Beispiel geschwungene Pfetten und aufwendige Verzierungen verwendet, um eine dekorative Wirkung zu erzielen.

In Nord- und Mitteleuropa war das Pfettendach bis zum 19. Jahrhundert weitestgehend unbekannt und daher auch keine gängige Dachbauart. Stattdessen wurden hier Sparrendächer sowie das Kehlbalkendächer gebaut.

Mit dem 19. Jahrhundert etablierte sich in Nord- und Mitteleuropa und somit auch in Deutschland das aus dem Mittelmeerraum stammende Konstruktionsprinzip eines Pfettendaches flächendeckend und verdrängte in der Folge die bis dato verwendeten Dachbauweisen.

 

Inzwischen ist die Pfettendach-Konstruktion vor allem bei geneigten Dächern das Mittel der Wahl und wird insbesondere bei größeren Gebäuden wie Fabriken und Lagerhallen, aber auch bei Wohnhäusern, verwendet, um eine größere Spannweite zu erreichen und den Raum im Dachgeschoss besser nutzen zu können.

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